RR
Resonanzraum-Initiative
Gemeinnützige Forschung & Systemdiagnostik
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Forschungsfeld TSP Traumabiografische Systemprojektion

TSP – traumabiografische Systemprojektion im Kontext von Kinderschutz & Forensik

TSP (Traumabiografische Systemprojektion) ist ein neues Forschungsfeld der Resonanzraum-Initiative gUG (i. G.).
Es schließt eine zentrale Lücke: Wie wirken sich unverarbeitete Traumabiografien auf Wahrnehmung, Erzählung und Entscheidungen aus – und wie werden diese Narrative über Institutionen hinweg stabilisiert?

Fokus: familiengerichtliche Verfahren & Kinderschutz Adressaten: Psychologie, Psychiatrie, Gutachten, Jugendhilfe, Justiz
Warum TSP?

Vom subjektiven Erleben zur systemischen Spur

In vielen Kinderschutz- und Familiengerichtsverfahren treffen subjektiv stimmige Erzählungen auf eine objektive Aktenlage, die ein anderes Bild zeichnet. Ohne einen klaren Rahmen für traumabiografische Dynamiken bleiben diese Widersprüche häufig unaufgelöst – mit weitreichenden Folgen für Kinder, Eltern und Institutionen.

Die diagnostische Lücke

Heute existiert keine standardisierte, forensisch belastbare Systematik, die erfasst:

  • wie Traumaerfahrungen Wahrnehmung, Gedächtnis und Kommunikation eines Menschen formen,
  • wie sich diese inneren Prozesse in stabilen Narrativen niederschlagen (z. B. über einen Elternteil),
  • wie diese Narrative von Institutionen (Jugendamt, Gericht, Gutachterwesen) aufgenommen, verstärkt oder korrigiert werden,
  • und an welchen Stellen Schutzauftrag, Rechtsstaat und psychische Realität in Spannung geraten.

Die Folge: Entscheidungen orientieren sich an Plausibilität und institutioneller Routine – nicht immer an der komplexen Realität traumabasierter Dynamiken.

TSP als Antwort

TSP (Traumabiografische Systemprojektion) entwickelt einen spezifischen Diagnose- und Reflexionsrahmen, der diese Lücke schließt:

  • Sie fokussiert auf die Wechselwirkung von Trauma, Narrativ und System.
  • Sie beschreibt wiederkehrende Projektionstypen (z. B. Täter-/Opfer-Rollen, Delegitimierung, Parentifizierung).
  • Sie macht sichtbar, wie Narrative über Akten, Gespräche und Entscheidungen fortgeschrieben werden.
  • Sie liefert prüfbare Kriterien, wann eine traumabasierte Systemprojektion vorliegt – und wann nicht.
Neue Gutachten- & Befundlogiken Qualitätssicherung in Verfahren Brücke zwischen Psychologie & Recht
Struktur

Drei Ebenen – ein Forschungsfeld

TSP ist bewusst so angelegt, dass es mikroskopisch genau hinschaut – und gleichzeitig systemische Auswirkungen mitdenkt. Entsprechend werden drei Ebenen unterschieden, die auch für Förderlogiken relevant sind.

1. Mikroebene – Traumabiografie & Narrativ

Auf der Mikroebene erforscht TSP die Verbindung zwischen individueller Traumabiografie und erzählerischer Konstruktion von Wirklichkeit.

Beispiele:
• Wie verändern sich Erinnerungsfragmente unter Stress?
• Wie entsteht eine „innere Logik“, die nach außen hochplausibel wirkt – aber objektive Daten ausblendet?
• Wie lassen sich diese Dynamiken beschreiben, ohne zu pathologisieren?

2. Mesoebene – Verfahren & Interaktion

Auf der Mesoebene untersucht TSP, wie traumabasierte Narrative in Verfahrensketten wirken:

• Wie werden Erzählungen in Protokollen, Akten, Stellungnahmen und Gutachten weitergetragen?
• Wo entstehen Echoeffekte zwischen Jugendamt, Gericht, Verfahrensbeistand und Gutachterwesen?
• Welche Schnittstellen sind besonders anfällig für narrative Verzerrungen – und wie können sie abgesichert werden?

3. Makroebene – Leitlinien & Standards

Auf der Makroebene dient TSP als Grundlage für Standards, Leitlinien und Qualifizierungsformate:

• Entwicklung von Kriterienkatalogen für forensische Gutachten,
• Ergänzung von Kinderschutzleitlinien um traumabiografische Dimensionen,
• Impulse für gesetzliche Kodifizierungen, z. B. im Kontext der Istanbul-Konvention.

Nutzen

Wer profitiert von TSP?

TSP ist kein Konkurrenzprodukt zu bestehenden Disziplinen, sondern eine präzise Ergänzung, die allen Beteiligten hilft, ihre Aufgaben besser zu erfüllen – zugunsten des Kindeswohls und rechtsstaatlich sauberer Entscheidungen.

Fachpraxis & Forensik

Psychologie & Psychiatrie
• Erweiterung klassischer Diagnostik um traumabasierte Narrativdynamiken.
• Klarere Abgrenzung zwischen psychischer Belastung, intentionaler Manipulation und Systemwirkung.

Gutachterwesen
• Entwicklung von TSP-basierten Prüfpfaden für komplexe Fallkonstellationen.
• Qualitätssicherung in hochstrittigen Verfahren.

Systemträger & Politik

Jugendhilfe & Familiengerichte
• Besseres Verständnis, warum Fälle „kippen“ oder festgefahren wirken.
• Werkzeuge, um narrative Stabilisierung frühzeitig zu erkennen.

Politik & Verwaltung
• Evidenzbasis für Kodifizierungen im Rahmen der Istanbul-Konvention.
• Grundlage für Fortbildungsprogramme und Qualitätsstandards im Kinderschutz.

TSP fördern – eine unsichtbare Lücke schließen

Die Resonanzraum-Initiative gUG (i. G.) ist gemeinnützig ausgerichtet und arbeitet unabhängig. TSP ist so angelegt, dass es praxisnahe Diagnostik mit wissenschaftlicher Fundierung verbindet – und damit eine Lücke schließt, die bisher weder Psychologie noch Recht systematisch adressieren.

Förderschwerpunkt: Forensik & Kinderschutz Zielgruppe: Stiftungen, Hochschulen, öffentliche Hand

Mögliche Formen der Unterstützung:

Grundlagenförderung für den Aufbau des Forschungsfeldes TSP (Konzept, Terminologie, Falltypologie).
Ko-Finanzierung von Pilotstudien (z. B. Analyse ausgewählter Verfahren mit TSP-Fokus).
Stipendien & Qualifizierungen (Promotions- / Postdoc-Stellen, Zertifikatsprogramme).
Fachtage & Leitlinienentwicklung in Kooperation mit Hochschulen, Fachverbänden und Modellkommunen.

Für Förderanfragen oder Kooperationsinteresse schreiben Sie uns bitte mit dem Betreff:

Forschungsfeld TSP – Kooperationsanfrage